Harley, BMW, Guzzi und Co. Merlins Motorradgeschichte!

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Merlin möchte Euch an dieser Stelle ein wenig über seine Leidenschaft zum motorisierten Zwei-, bzw. Dreirad erzählen. Von den Anfängen bis zum bitteren Ende.
Leider ist Merlin gesundheitlich nicht mehr in der Lage seiner Leidenschaft zu frönen. Das tut an schönen Tagen ziemlich weh, die Motorräder auf der Strasse zu sehen und selbst nicht mehr dieses Gefühl zu haben.

So fing alles mal an!

15. Geburtstag - und als Geschenk ein Fahrrad mit Hilfsmotor, kurz Mofa genannt. So fing alles mal an, abgesehen von diversen Mitfahrten im Kindersitz auf Vaters NSU Quickly oder auf dem Heinkel Tourist Roller. Merlin bekam eine hellblaue Peugeot 101. Wie ein Fahrrad sah sie nicht aus, eher wie ein richtiges Motorrad. Naja, nicht so groß wie der Wasserbüffel oder die Shovel auf dem Poster aber immerhin. Mofa Peugeot 101. Das kleine Teil hatte enormes Potential um immer wieder etwas mehr an Geschwindigkeit heraus zu holen. Bremsen brauchte man eh nicht und vor den netten Herren in Grün musste man keine Furcht haben. Damals gab es keine Rollenprüfstände, da wurden Ritzelzähne gezählt. Es bot sich also an die Primärübersetzung zu ändern. Dann fuhr das Teil zwar nicht los, aber wenn sie lief war man in 40 Minuten in Haltern am "Alten Garten".
Und da waren dann die richtigen Motorräder!

Sturm und Drang - Die wilden Jahre

18 Jahre - den Führerschein der Klasse 1 auf einer völlig schrägen und verbogenen Honda CB350 erlangt. Mit wenig Geld in der Tasche sucht Merlin nun nach seinem ersten richtigen Motorrad und findet auch was! Dieses unheimliche Ding aus einer anderen Welt. 4-Zylinder Reihenmotor, längs zur Fahrtrichtung, offenlaufende Nockenwelle und einen Flachstahlrahmen. Ein sehr komfortables Gefährt nur etwas langsam und für kommende Hörschäden prädestiniert.

Der Tausch

Was folgte war ein Tausch! Mit Merlins heutiger Weisheit war es ein schlechter. Aber Merlin wollte ins Gelände und vor allem schneller voran kommen. Ergo - Viertakter gegen Zweitakter. Eine Maico M250B aus irgendwelchen Beständen der Armee oder so. Das war völlig egal, ab damit in die Sandberge und Gas geben.

Schrauberjahre

Die Anfänge von Merlins Schrauberjahren sind eine lange lange Geschichte, deshalb hier die Kurzfassung.
Merlin lernt Frau kennen - STOP -
Merlin lernt Vater dazu kennen - STOP-
Vater ist Motorradfreak - STOP -
Vater öffnet die Garage - STOP -
Merlin fällt ins Koma - STOP -

Aus dieser Garage holt Merlin 7 (sieben) Motorräder, 3 (drei) Seitenwagen und einen Roller. Hier mal aufgelistet der Inhalt der Garage:
Eine BMW R25, zwei BMW R25/2, zwei BMW R25/3, zwei BMW R51/3, einen Heinkel Tourist, einen Seitenwagen Steib LS200, einen Seitenwagen Steib S350 und einen Seitenwagen Otto Wilmsen Bantam. So hatte Merlin viele Jahre mit der Restauration und dem Neuaufbau der Fahrzeuge immer was zu tun und lernte ziemlich schnell wie schön es ist mit einem Dreirad durch die Gegend zu schaukeln.
Mit der R51/3 und dem Steib S350 hat Merlin so manche Tour gefahren und am Ende eine mittlere 6stellige Kilometerleistung erreicht.

Niemals wieder eine Japanerin!

Wenig Geld in der Börse, zucken in der Gashand und mal wieder Lust ins Gelände zu gehen. Merlin durchforstet die Zeitungen (Falls dies ein junger Mensch lesen sollte, so etwas gab es damals, so richig mit Papier und so) ob er etwas zweirädriges für den, heute nennt man so was wohl Offroadspaß, findet. Mit viel Skepsis freundet sich Merlin mit einer Anzeige an: "Billig abzugeben Honda XL500S". Genau das passt ins Konzept. Hingefahren, draufgesetzt, ein bisschen rumgefahren - macht einen guten Eindruck, trotz Kettenantrieb. Egal, Geld gegen Honda - Deal ist perfekt.
Merlin konnte damit sogar ein paar Kilometer fahren. Auf dem Heimweg von Freunden aus Hamburg gab der Motor auf Höhe der Raststätte "Dammer Berge" seinen Geist auf. Kurbelwellenlager völlig im Eimer - alles kaputt.

An dieser Stelle Dank an die nette Familie, die Merlin plus Gepäck in ihrem völlig vollgepacktem Auto mit nach Hause genommen hat.

Schön, schnell, rasant - einfach eine Guzzi!

Das schönste Motorrad jener Zeit war mit Sicherhet ein Moto Guzzi LeMans 3 - aber leider unerschwinglich. Merlin hatte das Glück eine kleine Schwester der großen Guzzi zu bekommen. Eine V65 (Nein,nein, nicht die Vierventiler). Eine Schönheit auf zwei Rädern, wirklich wahr.
Leider war sie manchmal sehr zickig. Ihr wollt einen kurzen Abriss. Ok!
- Kilometer so ungefähr 10.000 - Auf dem Weg zu Arbeit verselbstständig sich der rechte Krümmer. Morgens um 3:45 Uhr auf der Autobahn versucht zu kühlen um die dämlichen Schrauben wieder anzuziehen. Dito bei Kilometer 10.500, 10798, 11.321, und so weiter. Mal links, mal rechts. Normalzustand!
- Kilometer 22.000 - Ventilabriß rechter Zylinder. Das Innenleben des Motors sieht aus wie ein Schrottplatz. Merlin macht sich an die Arbeit. Der kleine V2 ist wie neu, alles glänzt. Wunderbar.
- Kilometer 27.000 - Heimfahrt von einer Demo in Köln. Auf der Höhe von Solingen gibt das kleine Mädchen sehr merkwürdige Töne von sich. Merlins Allerwertester wird fürchterlich warm, siehe da - Das Motorrad brennt. Diagnose: Das Nadellager im Kardan ist heißgelaufen und hat so nach und nach das gesamte Heck in Brand gesetzt.
Zum Glück hat es an diesem Tag geregnet und Merlin hat mit nassen Handschuhen und Regenjacke das Feuer löschen können.
Unvergesslich der Heimtransport der Kleinen im Krankenwagen, das ist kein Scherz, nicht gelogen. Merlins Bruder kann es bezeugen.

Harley Davidson, die Erste!

Nach geschafftem Studium und erfolgreicher Arbeitssuche juckt es wieder in der Gashand. So schnappt sich Merlin seine Liebste und klappert die Motorraddealer im Ruhrgebiet unter folgender Bedingung ab. Die Neue darf keine Kette haben, sie soll gut aussehen, ein zweizylindriges Herz haben und Merlins Seele streicheln. Was liegt näher als nach einer gepflegten BMW Ausschau zu halten. Plötzlich ein Ruf der Liebsten: "Oh - die ist aber schön!"
Jesses, ein kleiner süßer Scheinwerfer flirtet mit Merlin und seiner Anvertrauten. Ein wunderschöner amerikanischer Eisenhaufen in Candy-Red, woah.
Wir wollen es uns überlegen! Auf der Heimfahrt großes Nachdenken: Man bräuchte alles neues Werkzeug aber der angebotene Preis ist total in Ordnung. Am nächsten Tag nochmals zum Dealer: "Kann man das Mädchen auch mal probefahren?" Schlüssel rein, angelassen - satter Sound aus der Supertrapp. Zu Spät - ist gekauft!
So ist Merlin zu seiner ersten Harley-Davidson gekommen, eine FXDX Dyna Sport.
Das rote Mädchen hat noch einige Änderungen erfahren.
- Porker Pipes 2 1/4" Auspuffanlage (103 dB(A) eingetragen in den Papieren)
- Kuryakyn Hypercharger Standard
- Drag Bar-Lenker 800mm

Der schönste Eisenhaufen der Welt! Die dicke Lady aus Milwaukee

Der Plan stand fest. Merlin braucht einen dicken V2 und rechts daneben unbedingt einen Seitenwagen. Nach intensiver Internetrecherche hat Merlin in Villingen-Schwenningen das gefunden was er gesucht hat: Eine 84er FLH mit einem Ultraclassic. Nicht mehr ganz jung und in einem sehr vernachlässigtem Zustand. Aber die dicke Lady wurde mit vielen Ersatzteilen neu aufgebaut (eBay sei Dank), gehegt und gepflegt. Nun konnte man sich sogar damit auf die Straße wagen und Leute erschrecken. Besonders die Rückfahreinrichtung war bemerkenswert. Über das Seitenwagenrad wurde mittels eines elektronisch geregelten Anlassers die ganze Fuhre in Bewegung gesetzt. Das ist nicht weiter spektakulär, interessant ist die amerikanische Variante. Dort ist es Vorschrift, unabhängig von der Größe oder Räderanzahl, dass beim Rückwärtsfahren ein akustisches Signal, sprich Hupe, im Intervall darauf hinweisen muss, dass sich irgendwas rückwärts bewegt. Viele Leute haben oftmals sehr verdattert versucht die Lärmquelle zu orten.

Ich habe dieses Bild in meinem Fundus wiederentdeckt und beweisen - es gibt kein schlechtes Wetter sondern nur falsche Kleidung.
Nach langem Überlegungen ist es mir wieder eingefallen, das ist der Start zur Motorradmesse in Dortmund. Mal eben 300 Kilometer runterschruppen war da noch kein Problem.

By the way: Harleys funktionieren auch im Winter

Das bittere Ende

Auf der Fahrt zu Freunden in Wolfsburg hat die dicke Lady das Zeitliche gesegnet. Der Bruch eines kleines Teil für 20 Cent hat den Motorblock veranlasst, dass komplette Motoröl über die Autobahn zu verteilen. Leider hat Merlin davon nichts gemerkt und ist fröhlich am Dreieck Salzgitter in Richtung Braunschweig abgebogen. Das Ende vom Lied:
Ein totaler Motorschaden, festgefressene Kolben und dazu noch einen fast Abbrand der Lady. Harleys haben merkwüdige Anlasser.
Das ist das Ende von Merlins Motorradgeschichte, traurig aber wahr.

Gespannfahren oder die völlige Unvernuft

Einen Bericht zum Fahrverhalten eines Gespannes gegenüber einem "normalen" Motorrad? Das ist schwierig.
Ein Gespann hat die seltsame Eigenschaft sämtliche negativen Fahreigenschaften einer Dose, auch Automobil genannt, und eines Zweirades zu vereinen. ;-) Es gibt ein "paar" einfache Regeln die mann/frau beachten sollte.

1. Niemals die Füße auf den Boden stellen
2. Beim Parken immer einen Gang einlegen
3. Alles was mann/frau mit einem "normalen" Motorrad angestellt hat vergessen

Beim Beschleunigen neigt ein Gespann immer dazu den Weg zum Seitenwagen zu suchen. Das ist für einen Ungeübten erst einmal erschreckend aber mann/frau gewöhnt sich daran. Das Bremsverhalten wirkt entsprechend der Physik entgegen gesetzt, es sei den mann/frau fährt einen gebremsten Seitenwagen. Wirklich interessant wird erst das Kurvenfahren. Das macht Spaß.
Bei einer Linkskurve fängt der Seitenwagen an zu schieben und wenn mann/frau nicht aufpasst so kippt das komplette Gespann über die Nase. So ist es dem Vorbesitzer von Merlins dicker Lady ergangen. Bei einer Rechtskurve versucht der Seitenwagen in die Kurve hineinzulaufen, was zwei fahrerische Probleme mit sich bringt:
Zum Einen kann bei zu wenig gegensteuern die ganze Fuhre nach außen gedrückt werden, zum Anderen wird der Versuch gegenzulenken dann vielleicht mit einem Lupfen des Seitenwagens bestraft. Dem Gespanntreiber, dem das zum ersten Mal passiert erleidet Todesängste. Bei geübter Fahrweise macht dies allerdings Spaß ohne Ende, besonders wenn mann/frau auf nur noch "zwei" Rädern mit hochgezogenem Seitenwagen durch die Stadt ballert. Aus Erfahrung weiß Merlin, dass dies als grober Unfug im Straßenverkehr gewertet wird und die netten Herren in den schicken Anzügen bereitwillig den Strafobulus in Empfang nehmen.
Ach, das "Popometer" hat Merlin vergessen. Gespannfahren bedeutet Arbeit und einen Haufen durchgescheuerter Hosenböden.
Der Umstieg nach jahrelangem Gespannfahren ist auch nicht so ohne. Merlin weiß nicht was so mancher Autofahrer gedacht hat als der Kerl da vor ihm mitsamt seinem Motorrad sich so langsam zur Seite neigte und umkippte. Siehe oben - die Füße gehören immer auf die Trittbretter. Merlin weiß nicht wie viele Spiegel, Blinker und Hebel er an seiner schicken Zicke ersetzt hat.
Merlin hofft, dass dieser kleine Exkurs einen kleinen Einblick in die Welt des Dreirads gefunden hat.

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